Die „Welt“ berichtet über eine Rede Angela Merkels anläßlich des Matthiae-Mahls, das alljährlich in Hamburg begangen wird und dieses Mal der Vorbereitung des G20-Gipfels 2017 in Hamburg diente. In ihrer Rede kommt Merkel auf die Flüchtlingsproblematik zu sprechen:
Es komme in diesen Tagen immer wieder vor, berichtete Merkel den fast 400 Gästen des Matthiae-Mahls, dass Menschen ihr sagten, „dass es auch ein Leben vor Schengen gegeben habe“, also vor der Öffnung der innereuropäischen Grenzen. Sie antworte diesen Menschen dann gerne: „Ja, es gab auch ein Leben vor der deutschen Einheit – da waren die Grenzen noch besser geschützt“.
Ein weiteres Mal beweist unsere Bundeskanzlerin hier also, wie sehr sie bereits der Realität entrückt und unfähig ist, sich selbst zu revidieren, einen Fehler einzugestehen. Denn sonst würde sie nicht zu solch abstrusen Vergleichen greifen.
Der Zustand der innereuropäischen Grenzen vor Schengen war ein legitimer. An diesen Grenzen wurde niemand erschossen. Jeder konnte hindurch, wenn er wollte. Es waren Grenzen zwischen verschiedenen Nationen. Die innerdeutsche Grenze war hingegen nahezu undurchdringlich und spaltete eine Nation. Ein strenges Schießbefehl-Regime herrschte dort.
Merkel tut hier also so, als hätten die Vereinbarungen von Schengen die Bedeutung einer nationalen Wiedervereinigung, als bedeuteten sie das Ende eines unmenschlichen Grenzregimes, als seien sie so unverzichtbar wie die Wiedervereinigung einer Nation. Merkel glorifiziert damit den gegenwärtigen Zustand ungesicherter Grenzen ungebührlich und verhindert damit einen rationaleren Umgang mit der Flüchtlingskrise. Wie Hans-Joachim Maaz unlängst feststellte, ist Merkel der Realität entrückt und glaubt, mit ihren sarkastischen Sprüchen im Recht zu sein, ein gutes Argument zu liefern.
Wie für Mächtige typisch glorifiziert sie ihr Handeln und stellt unpassende, heroisierende Vergleiche her.
Ihre Worte bilden auch ein Totschlagargument, nach dem Motto: Wenn ihr die Grenzen wieder schützen wollt, dann ist das so unmenschlich wie der Eiserne Vorhang. So spricht ein Mensch, der die Fähigkeit zur Selbstkritik und -reflexion verloren hat.
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